Shirley Card

In den 1940er und 50er Jahren kalibrierte man Fotokameras und – printer mit der sog. ›Shirley Card‹ von Kodak, benannt nach dem abgebildeten weißen Fotomodell. Im Fotolabor orienterten sich die Techniker für Jahrzehnte bei den Farben der Bildentwicklung am Hautton der abgebildeten Personen.

Das Fotomaterial von Kodak war darauf ausgerichtet, besonders gut helle (Haut)töne abzubilden. Dunkle Farben waren wenig differenziert, die Mimik von dunkelhäutigen Darstellern oder Modellen war ohne besondere Lichttechnik schlecht darstellbar. Auch der Farbfilm folgte diesen Standards. Jean-Luc Godard lehnte es 1977 bei Dreharbeiten in Mozambique ab, mit Kodak zu filmen, bezeichnete das Filmmaterial als „rassistisch“- dunkelhäutige Menschen werden unterbelichtet, hellhäutige als überbelichtet wiedergegeben.

›Ein Umbruch erfolgte erst in den 1970ern, als die werbetreibende Industrie Schwierigkeiten hatte, die Unterschieden von dunklen Holzmöbeln oder Vollmilch- und Zartbitterschokolade auf Fotos darzustellen (da möchte man doch mal zwei WTF-Ausrufezeichen setzen!!). Menschen egal, aber hauptsache die Zartbitter-Tafel auf dem Walnußholz-Tisch sieht gut aus. Polaroid entwickelte eine Kamera mit Boost-Taste- die einen 42% helleren Blitz ermöglichte- so soll das von dunklen Oberflächern und Gesichtern zusätzlich absorvierte Licht ausgeglichen werden. Erst in den 1990ern entwickelte Philips ein Kamerasystem, das hellere und dunklere Hauttöne über zwei verschiedene Computerchips aufnahm und korrekter darstellte- gerade bei Fernsehnationen mit Moderatoren und Darstellern unterschiedlicher Hautfarben wie den USA ein echter Sprung in der Qualität. Kodak lieferte für die Fotokameras in den 90ern schließlich einen Farbfilm mit einem höheren Farbwert-Umfang für die Fotographie – Kodak Gold sollte jetzt auch ein ›dunkles Pferd in der Dämmerung‹ abbilden können. 1995 setzte man im asiatischen Markt auf eine asiatische Shirley und eigenem Farbstandard-Werten, Kodak veröffentliche eine multiethnische Shirely-Card mit drei Frau unterschiedlicher Hautfarben.‹ (Zitat: http://digitaleleinwand.de/2015/09/21/shirley-card-farbfilm-rassist/)

Moderne Kameras arbeiten mit einem deutlich höheren Farbwert-Umfang.Doch auch heutige digitale Kameras unterscheiden vor allem nach Helligkeit. Das ›rassistische Problem‹ der Bilderfassung ist aber auch in digitalen Zeiten nicht gelöst, wie viele Diskussionen und Medienbeiträge belegen:

 

ttps://www.theguardian.com/artanddesign/2013/jan/25/racism-colour-photography-exhibition

https://www.theatlantic.com/technology/archive/2010/01/digital-cameras-still-racist/341451/

https://www.npr.org/2014/11/13/363517842/for-decades-kodak-s-shirley-cards-set-photography-s-skin-tone-standard